Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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Themenfeld 1

Freiheit, Gesetz, und Verbindlichkeit (Dierken, Klemme)

Das Verhältnis von Freiheit, Gesetz und Verbindlichkeit soll im Ausgang von Christian Wolffs Konzeption einer allgemeinen Theorie menschlichen Handelns untersucht werden. Wolff ist der erste Philosoph, der Anfang des 18. Jahrhunderts in Halle eine nach systematischen Gesichtspunkten konzipierte Grundlagenwissenschaft für Recht, Ethik, Politik und Ökonomie entwickelt. Vor dem Hintergrund dieser in vielen Ländern Europas rezipierten Wissenschaft können erstens die teilweise dramatischen Neubestimmungen der Verbindlichkeit im Zeitalter der Aufklärung besser verstanden werden. Für sie stehen einerseits Autoren wie Rousseau, Kant und Hegel, andererseits Begriffe wie Autonomie, Menschenrecht und Sittlichkeit. Zweitens können die Gründe und Motive identifiziert werden, die dazu geführt haben, dass seit dem 19. Jahrhundert Verbindlichkeit als Grundbegriff einer allgemeinen Handlungstheorie, als Leitbegriff sozialer Ordnung und der individuellen Freiheitsbestimmung in den Hintergrund getreten ist. Er wird nicht nur zunehmend mit dem Begriff der Pflicht identifiziert und damit in seiner Bedeutung eingeschränkt, er wird auch durch alternative Begriffe (Geltung, Sittlichkeit, Tugend) abgelöst. Völlig unklar ist in der bisherigen Forschung, welche Brüche und Veränderungen mit diesen alternativen Bezugsrahmen für das Selbst- und Fremdverständnis von Person und Gesellschaft verbunden sind. So stellt sich die Frage nach der Anschlussfähigkeit des Begriffs der Verbindlichkeit für gegenwärtige Debatten und Problemstellungen mit besonderer Dringlichkeit.

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